Donnerstag, 06.06.2013

Vergleich der Behandlungswege von Hüft- und Kniegelenk-Endoprothesen in den Niederlanden und Deutschland: Gleich drei Kliniken arbeiten im EUREGIO-Projekt „Proteus“ zusammen

Arnheim/Kleve/Meerbusch. Für Patienten wird es immer normaler, sich auch im Nachbarland behandeln zu lassen. Dies gilt insbesondere für den grenznahen Bereich. Das Einsetzen von künstlichen Knie- und Hüftgelenken ist ein Orthopädie-Schwerpunkt in Deutschland und den Niederlanden. In beiden Ländern gibt es bereits Patienten, die sich grenzüberschreitend operieren lassen. Sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland wird auf hohem Niveau behandelt, dennoch gibt es Unterschiede. Sie liegen beispielsweise in der stationären Behandlungsdauer, den Rehabilitations-Methoden und möglicherweise in den Kosten.

 

Transparenz schafft Mehrwert

Im gemeinsamen EUREGIO-Rhein-Waal-Projekt „Proteus“ haben sich nun drei Kliniken zusammengeschlossen: Das St. Elisabeth-Hospital in Meerbusch (Dr. Thomas Pauly, Chefarzt Orthopädische Chirurgie/Rheumatologie), das Rijnstate Ziekenhuis in Arnheim (Dr. Job van Susante, Orthopädischer Chirurg und Projektleiter) und die Katholischen Kliniken im Kreis Kleve (Drs. Martin Olieslagers, Oberarzt Unfall-/Hand- und Wiederherstellungschirurgie und Prof. Dr. Christof Braun, Chirurg/Unfallchirurg). Sie wollen den Behandlungsablauf zwischen beiden Ländern vergleichen. Ihr Ziel ist, die Behandlungsmethoden transparent zu machen. Diese Transparenz kann einen erheblichen Mehrwert für Patienten, Krankenversicherungen und den Berufsstand der Chirurgen ergeben.

 

Patienten: Qualitätsvorteile

Patienten, die eine künstliche Hüfte oder ein künstliches Kniegelenk bekommen, haben dadurch die Sicherheit, dass erfolgreiche Behandlungs-Methoden des einen Landes auch im anderen Land eingesetzt werden. Damit wird die Qualität in beiden Ländern verbessert. Auch macht das Wissen, wie eine solche Operation im Nachbarland durchgeführt wird, die Entscheidung für eine grenzüberschreitende Behandlung leichter.

 

Krankenkassen: Kostenvorteile

Die Untersuchungs-Ergebnisse (bezüglich Kosten und Dauer von Aufenthalt und Rehabilitation) können von den Krankenkassen genutzt werden, um eine Verbesserung der von ihnen bezahlten Leistungen zu erreichen. Kassen könnten „Proteus“ nutzen, um weiterhin gute Versorgung zu einem akzeptablen Preis zu gewährleisten.

 

Chirurgen: Wissensvorteile

Die Chirurgen profitieren vom Wissen und Können des Kollegen aus dem anderen Land. Denn sie können ihre eigene Behandlungsweise mit der des Nachbarlandes kritisch vergleichen und eventuell Anpassungen vornehmen. Auch stellt der Wissensaustausch eine gute Basis für kollegiale Kontakte dar.

800 Freiwillige gesucht

 

„Proteus“ startete im Frühjahr und wird bis zum 15. Dezember 2014 laufen. 800 Patienten, die in diesem Zeitraum eine Hüft- oder Kniegelenk-Prothese eingesetzt bekommen, werden um freiwillige Mithilfe gebeten. Sie werden durch einen Patienten-Brief umfassend informiert. Dabei entfallen von den 400 Operationen pro Bereich Hüfte- und Kniegelenk je 200 auf die beiden Länder. Die beiden deutschen Kliniken, das St. Elisabeth-Hospital in Meerbusch und die Katholischen Kliniken im Kreis Kleve, erbringen jeweils 200 Operationen.

 

Alle drei Krankenhäuser erstellen zunächst eine Aufstellung, aus der die Länge der Warteliste, Aufnahmedauer, Kosten des Krankenhaus-Aufenthaltes, Kosten der Behandlung, Eigenanteil, Zahlung der Krankenversicherer und Protokoll der Nachbehandlung hervorgeht.

 

Erhebung der Daten in mehreren Abschnitten

Ergänzt werden die Ergebnissen dieser drei Häuser durch einen Fragebogen, der an zehn vergleichbare Krankenhäusern im Grenzgebiet verteilt wird.

 

Die Daten werden in mehreren Abschnitten erhoben:  vor und nach der Operation, nach der Entlassung aus dem Krankenhaus und bei den Folgebefragungen nach sechs und 12 Monaten. Die Daten werden unter strenger Beachtung des Datenschutzes dann zentral ausgewertet. Ein Jahr nach Beendigung der Untersuchung werden alle Daten gelöscht.

 

Die Kosten von Proteus belaufen sich auf rund 300.000 Euro. Wegen der grenzüberschreitenden Bedeutung werden sie hälftig von der EUREGIO Rhein-Waal bezuschusst, die andere Hälfte tragen die beteiligten Kliniken durch die von ihnen erbrachten Sachleistungen.