Montag, 16.09.2013

Schwester Waltraud wollte partout keine Bandscheiben-Operation: Entscheidung erst, als Leidensdruck überhandnahm

Dr. Carl Sprick, Facharzt für Neurologie im Team der Klinik für Orthopädische Chirurgie/Rheumatologie des St. Elisabeth-Hospitals Meerbusch-Lank zeigt Schwester Waltraud, wo ihr Bandscheiben-Vorfall saß.

Meerbusch. Nein, ihren Bandscheiben-Vorfall wollte Waltraud P. auf gar keinen Fall operieren lassen. Mit allen Möglichkeiten, die starke Schmerzmittel und eine konservative Behandlung boten, versuchte die Krankenschwester in der Ambulanz des St. Elisabeth-Hospitals in Meerbusch-Lank, sich vor der Operation zu drücken. Schwester Waltraud, wie sie dort genannt wird, litt unter immer stärker werdenden Rückenschmerzen. Dann, eines Tages, hatte sie kein Gefühl mehr im linken Bein.

 

„Mal hatte ich gute, mal weniger gute Tage“, berichtet sie. Auch an einer Rehabilitations-Maßnahme nahm sie teil. „Meine Anstrengungen und die Schmerzmittel haben die Beschwerden im Zaum gehalten“, erzählt Schwester Waltraud. Sie war sich aber auch darüber im Klaren, dass sie nicht dauerhaft Schmerzmittel nehmen konnte. Da es zu diesem Zeitpunkt noch keinen Wirbelsäulen-Spezialisten im eigenen Haus gab, sprach sie mit vielen externen Ärzten. Allerdings hatte sie zu keinem so viel Vertrauen, dass sie einer Operation zugestimmt hätte.

 

Körper erinnert sich an Schmerzen

„Der Körper hat ein Schmerzgedächtnis“, erläutert Dr. Carl Sprick, Facharzt für Neurochirurgie im ärztlichen Team der Klinik für Orthopädische Chirurgie/ Rheumatologie. „Gerade in einem Fall wie diesem erinnert sich der Körper gut an die jahrelangen Beschwerden. Das macht die Behandlung schwierig. Eine Bandscheiben-Operation ist nach so vielen Jahren des Leidens nicht einfach.“

 

Die Einstellung von Schwester Waltraud änderte sich, als Dr. Sprick seine Tätigkeit im RRZ aufnahm. „Als die dauerhaften Schmerzen zunahmen, bin ich um unseren Wirbelsäulen-Spezialisten herumgeschlichen“, lacht Schwester Waltraud. „Einerseits wollte ich nicht operiert werden, andererseits sah ich allmählich die Notwendigkeit ein.“ Denn ihr Schmerz-Leidensdruck nahm zu. „Ich habe mich lange mit Dr. Sprick unterhalten. Er war der erste Arzt, der mir erklärte, was in meinem Körper passiert und wie eine Operation helfen könnte“, berichtet sie. Seine Ehrlichkeit und intensive Beratung half ihr. Sie fasste Vertrauen und entschied sich für eine Operation.

 

Schmerz genau beschreiben

„Ganz wichtig für eine erfolgreiche Behandlung ist, dass der Patient seinen Schmerz genau beschreiben kann“, erläutert Carl Sprick. „Er muss dem Arzt schon sagen, wo exakt es ihm weh tut und wie sich der Schmerz anfühlt. Je präziser er das macht, desto besser können wir helfen.“

 

Schwester Waltraud konnte ihre Beschwerden sehr detailliert beschreiben. Im  Januar folgte die Operation, 90 Minuten dauerte der Eingriff. Nach wenigen Tagen Aufenthalt im Krankenhaus konnte sie wieder nach Hause gehen. Allerdings stand in den ersten Wochen nur liegen und ein wenig laufen auf dem Programm, sitzen war verboten.

 

Langsam wurden die Belastungszeiten für den Rücken gesteigert, nach vier Wochen nahm sie im Rahmen einer Wiedereingliederung ihre Tätigkeit im Krankenhaus wieder auf.

 

Fast nichts dagegen tun

„Es gibt nur sehr wenig, was man vorbeugend gegen einen Bandscheiben-Vorfall tun kann“, weiß Carl Sprick. „Es gibt einfach Berufe, in denen dieser Bereich so stark belastet wird, dass es dort häufig Vorfälle gibt. Bauarbeiter, Lastwagen-Fahrer, aber auch Kranken- und Altenpfleger gehören zu einer solchen Berufsgruppe.“ Zusätzlich gibt es Faktoren wie Übergewicht oder die angeborene Enge des Rückenmark-Kanals. „Selbst ganz junge Menschen können einen Bandscheiben-Vorfall erleiden“, berichtet Carl Sprick. „Bei chronischen Beschwerden muss man darüberhinaus auch die Besserungs-chancen realistisch sehen.“

 

„Ich wache jetzt morgens auf und habe keine Schmerzen mehr“, freut sich Schwester Waltraud nach überstandener Behandlung. „Ich hätte mich schon viel früher entschließen sollen.“ Die begeisterte Wassersportlerin will bald wieder segeln können. Für das nächste Jahr stehen Urlaubs-Radtouren an. Denn auch Radfahren gehört zu ihrem Fitness-Programm. „Das sind alles Sportarten, die dem Körper helfen“, wertet Carl Sprick. „Auch schwimmen und joggen wäre gut.“ Nicht hilfreich sind Sportarten wie Golf, Tennis oder Skilaufen.

 

„Sofort schlau machen, Beratung und Aufklärung suchen“, rät Schwester Waltraud Menschen, die ähnliche Beschwerden haben. Wobei die Entscheidung zur Operation von jedem selbst getroffen werden muss. „Das muss man mit sich selbst ausmachen.“

 

Der Rat und das Fachwissen von Carl Sprick sind geschätzt So wurde er von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ermächtigt, konsiliarische Beratung auf Überweisung von Chirurgen, Orthopäden und Neurologen durchzuführen.

 

 


Dr. Carl Sprick informiert am 19. Oktober beim „Meerbuscher Gesundheitstag“ im RRZ über die Möglichkeiten, die richtige Therapie bei Rückenschmerzen zu finden.