Montag, 06.01.2014

Petra Pieper und ihre Rheuma-Erkrankung: Keine Diagnose zum Verzweifeln

„Rheuma ist ein Teil meines Lebens geworden“ erzählt Petra Pieper. Dr. Stefan Ewerbeck, Chefarzt der Klinik Innere Medizin/Rheumatologie am St. Elisabeth-Hospital Meerbusch-Lank ist stolz auf seine Patientin, „die sich nicht unterkriegen lässt und ihr Leben mutig meistert.“

Meerbusch. Mit knapp 30 kamen die ersten Beschwerden – und Petra Pieper hatte Glück im Unglück, dass ihr Arzt bereits nach sechs Wochen die korrekte Diagnose stellte: Polyarthritis. Gerade hatte sie ihre zweite Tochter zur Welt gebracht, als sie diese niederschmetternde Nachricht traf. Umgehend suchte sie, damals in Frankfurt wohnend, die dortige Uniklinik auf. Ein langer Leidens- und Behandlungsweg folgte. Er führte sie schließlich nach Meerbusch in das Rheinische Rheuma-Zentrum. Dort wird sie nun von Dr. Stefan Ewerbeck, Chefarzt der Klinik Innere Medizin/Rheumatologie, abwechselnd ambulant und stationär betreut.

 

„Ich habe vier Jahre gebraucht, um mich mit diesem Krankheitsbild anzufreunden. Heute ist es ein Teil meines Ichs geworden“, erzählt Petra Pieper. „Nie wollte ich mich auf meine Krankheit reduzieren lassen – und habe nicht akzeptiert, dass sie mir meine Lebensfreude nimmt.“ „Frau Pieper ist eine Patientin, die deutlich macht, dass man sein Leben auch mit einer solchen Krankheit mutig meistern kann“, ist Stefan Ewerbeck sicher. „Das macht auch mir als Arzt große Freude.“

 

Starke Schmerzen in Händen und Füßen

Polyarthritis ist eine heimtückische rheumatische Erkrankung der Gelenke. Sie beginnt schleichend mit Schmerzen in den Finger- und Zehengelenken. Die betroffenen Gelenke schwellen an und fühlen sich warm an. Morgens sind die Beschwerden am stärksten. Die Fachleute sprechen von der sogenannten „Morgensteife“. Meist verläuft die Krankheit in Schüben, die von Tagen bis zu einigen Wochen dauern können.

 

„Frau Pieper leidet an einer langjährigen und schwer verlaufenden seropositiven (Rheumafaktor positiven) chronischen Polyarthritis. Trotz früher Diagnostik und guter Therapie sind etliche Gelenkschäden aufgetreten, die auch zu Funktionsdefiziten führten“, erläutert Stefan Ewerbeck. „Gerade diese Patientin braucht nicht nur einen wohnortnahen Ansprechpartner für ihre rheumatologische Erkrankung, sondern auch eine kontinuierliche physikalische Therapie und adäquate Hilfsmittelversorgung um die Defizite möglichst gering zu halten.“ Beides hat sie nun im Rheinischen Rheuma-Zentrum gefunden.

 

Bei Petra Pieper begann die Erkrankung mit sehr starken Schmerzen in den Händen und Füßen, die sie den ganzen Tag quälten. Erste Behandlungsansätze mit starken Rheumamitteln halfen, schufen aber Unverträglichkeiten, so dass wieder und wieder auf andere Medikamente umgestellt werden musste.

 

Familienplanung ging weiter

Wie wenig sich Petra Pieper von ihrer Krankheit beeindrucken lies, zeigt die Tatsache, dass sie das Thema „Familienplanung“ nicht aus den Augen verlor. Bevor sie und ihr Mann allerdings an ein drittes Kind denken wollten, ließ Petra Pieper sich untersuchen. Das Humangenetische Institut in Gießen überprüfte ihre Erbanlagen und gab grünes Licht, denn sie würde ihre Krankheit mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vererben. Und so kam, nach einer komplikationslos verlaufenden Schwangerschaft, ihr drittes Mädchen zur Welt.

 

Nach der Geburt verschlechterten sich Petra Piepers Werte wieder. Ein Umzug der Familie nach Berlin aus dienstlichen Gründen wurde notwendig. Dort behandelte man sie im Rahmen einer Studie zwei Jahre erfolgreich. Als aber auch hier Nebenwirkungen des Medikaments auftraten, wurde sie aus der Studie ausgeschlossen.

 

Eine Schuppenflechten-Erkrankung folgte, die weiter und weiter eskalierte. Parallel zur Wirkungslosigkeit der Behandlung stieg ihr Frustrationsgrad. „Es war wirklich schwer für mich zu ertragen, dass mein Körper nicht mehr perfekt war“, erzählt Petra Pieper. „Diese Veränderungen an meinen Hand- und Fußgelenken, die jeder sehen konnte, machten mir ungeheuer zu schaffen.“

 

Medikamente und Nebenwirkungen

2010 schlug endlich ein Medikament bei ihr gut an. Elf Monate lang ging es Petra Pieper blendend. Dann erlitt sie einen Durchbruch des Zwölf-Finger-Darms. Nach der notwendigen Operation kam der Einsatz des Medikamentes aufgrund der bei ihr aufgetretenen Nebenwirkungen nicht mehr in Frage. Petra Pieper ging es wieder schlechter.

 

Nach dem erneuten Familienumzug nach Linnich riet ihr dortiger Hausarzt, sich im Rheinischen Rheuma-Zentrum behandeln zu lassen. „Innerhalb von zwei Tagen erhielt ich einen ersten Termin. Das fand ich faszinierend“, berichtet sie. Seit September wird sie nun in der Tagesklinik behandelt. „Seit ich hier in Behandlung bin, geht es mir deutlich besser.“ Besonders komfortabel findet sie die enge Zusammenarbeit zwischen Internisten und Chirurgen im RRZ. „Das ist einfach perfekt.“

 

„Frau Pieper hat sicherlich einen entscheidenden Vorteil: Sie ist eine Kämpferin“, so Stefan Ewerbeck. Er ist stolz auf seine Patientin, die ihre optimistische Grundhaltung nicht verloren hat. „Auch ihr familiärer Hintergrund und ihre berufliche Tätigkeit haben ihr geholfen, Rückschläge zu verkraften. Sie ist pragmatisch und findet immer einen Weg. Und den Weg findet sie, weil sie stets Ziele und Ideen hat. Ein bewundernswerter Mensch“, spricht der Chefarzt voll Hochachtung von seiner Patientin.

 

Beruflich läuft es bei Petra Pieper auch wieder gut. Nach Beginn ihrer Krankheit zunächst als Finanzierungs-Beraterin für Immobilien  tätig, hat sie sich nun auf den Investment-Bereich konzentriert. Hier analysiert sie den Markt. Diese Tätigkeit erledigt sie in ihrem Home-Office, womit sie auch zeitlich ihren Einschränkungen Raum geben kann.

 

„Sollte ich diese Beratungs-Tätigkeit einmal nicht mehr machen können, werde ich mich ehrenamtlich engagieren“, plant Petra Pieper schon über den Tag hinaus. Dabei schwebt ihr ein Engagement in der Deutschen Rheuma-Liga vor. „Gerade als Betroffene kann ich gut Aufklärung, Rat und Trost geben“, so ihre Begründung.