Dienstag, 02.06.2015

Hinter den Kulissen des St. Elisabeth-Hospitals: Marc Fiedler sagt Keimen den Kampf an - Seit zwei Jahren keine MRSA-Infektion mehr -

Marc Fiedler (Foto: Ulli Dackweiler)

Meerbusch. Keime und Bakterien sind Marc Fiedlers erklärten Feinde. Und seine Mitstreiter im Kampf gegen diese krankmachenden Übeltäter sind Mitarbeiter, Patienten und Besucher des St. Elisabeth-Hospitals Meerbusch-Lank, einer Einrichtung der St. Franziskus-Stiftung Münster. Der 33-jährige ist als Hygienefachkraft permanent im Einsatz. Schult, überwacht und berichtet, damit seine Gegner immer in Schach gehalten werden. Sein Hygienekonzept zeigt Wirkung.

 

„Natürlich gibt es überall in geringem Maße Keime und Bakterien. Auf und in jedem Menschen, jedem Gegenstand“, weiß Marc Fiedler. „Das ist ja natürlich und völlig in Ordnung.“ Nicht in Ordnung ist, wenn sich diese Bakterien und Keime in großer Zahl ausbreiten und Infektionen auslösen. Dabei gilt Fiedlers Augenmerk besonders den Bakterien, die Patienten im Krankenhaus befallen können. Bakterien, die die sogenannten „Nosokomialen Infektionen“ hervorrufen. Ihre bekanntesten Erreger sind die MRSA. Der Krankenhauskeim MRSA steht für „Methicillin-resistente Staphylococcus aureus“. Es sind Keime, die beim Menschen unter anderem Wundinfektionen und Entzündungen der Atemwege hervorrufen können und gegen bestimmte Antibiotika resistent sind.

 

Marc Fiedler ist ausgebildeter Krankenpfleger, hat sich als Praxisanleiter und Wundtherapeut weitergebildet. Zwei Jahre lang besuchte er berufsbegleitend eine Fachweiterbildung zur Hygienefachkraft. Fiedler war bereits in anderen Häusern der St. Franziskus-Stiftung im Einsatz. Aktuell betreut er neben dem St. Elisabeth-Hospital auch das St. Irmgardis-Krankenhaus in Süchteln. Ihn reizt an dieser permanenten Hygiene-Aufgabe die Kombination aus Qualität, Umwelt, Sicherheit und Hygiene. „Und der Kampf dauert an“, weiß der Hygiene-Fachmann.

 

Gute Ergebnisse

„Obwohl die Entwicklung in unserem Haus schon sehr positiv ist, sagen wir MRSA-Erkrankungen und anderen nosokomialen Infektionen weiterhin den Kampf an“, macht Ottmar Köck, Geschäftsführer des St. Elisabeth-Hospitals / Rheinisches Rheuma-Zentrum, deutlich.

 

Immer öfter hört und liest man vom Risiko, im Krankenhaus an diesen Erregern zu erkranken. Verständlich, dass die Angst der Patienten wächst. Wie beruhigend ist da die Nachricht, dass das Meerbuscher Haus seit Jahren eine niedrige Rate an MRSA-Nachweisen hat.

 

Diese guten Ergebnisse stehen für ein straff umgesetztes Hygienekonzept des Krankenhauses. Mit dem Ergebnis, dass dadurch eine Übertragung verhindert wird. „Wir sind alle sehr stolz auf dieses Resultat. Es zeigt, wie gut dieses strikte Konzept umgesetzt wird", bewertet Dr. Stefan Ewerbeck, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Rheumatologie die Ergebnisse.

 

Hände-Desinfektion ist das Zauberwort

Die wichtigste Maßnahme gegen Keime ist zugleich die einfachste. „Hand-Desinfektion ist das Zauberwort“, erklärt Marc Fiedler. Penible Hygiene, so häufig wie möglich, nach jedem menschlichen Kontakt und vor allem vor jedem Einsatz von Kathetern und anderen Fremdkörpern, verringert die Übertragungsrate und ist damit ein wertvoller Schritt gegen diese Erreger.

 

Marc Fiedler setzt bei seinem Kampf gegen die Keime aber auch auf die „Technische Hygiene“. Alles, wo Wasser im Krankenhaus im Einsatz ist, wird von ihm sorgfältig untersucht und überwacht. Das geht vom Trinkwasser bis zum Badewasser im Bewegungsbad über die Klimatechnik bis hin zum Wasser, das in der Sterilisation eingesetzt wird.

 

„Suchen und Zerstören“

Eine weitere, wichtige Maßnahme ist das sogenannte „Search and Destroy“-Prinzip. Der Keim muss gefunden und unschädlich gemacht werden, bevor er weiter übertragen werden kann. Dazu wird im Meerbuscher Haus eine konsequente Aufnahme-Prozedur, ein sogenanntes Screening, durchgeführt: bei allen Patienten wird geprüft, ob sie Träger des Keimes sind.

 

Ist dies der Fall, wird der Patient isoliert und behandelt, damit sich seine Infektion nicht verbreitet. Mit diesem Konzept geht das St. Elisabeth-Hospital deutlich über die Empfehlung des Robert-Koch-Institutes (RKI) hinaus, das lediglich ein Screening für eine definierte Risikogruppe vorsieht, nicht aber für alle Patienten.

 

Aber der Erfolg gibt den Meerbuschern recht: Weder 2013 noch 2014 gab es auf diese Weise keine Übertragung von MRSA von Patient zu Patient. Bei insgesamt 3.155 Untersuchungen in 2014 wurden 20 Patienten als Keimträger identifiziert – das ist eine Rate von 0,63 Prozent. Alles waren „mitgebrachte Fälle“, also Patienten, die bereits mit einer MRSA-Besiedlung ins Krankenhaus gebracht wurden. Elf Patienten wurden aufgenommen, neun wurden ambulant behandelt. „Keine einzige MRSA-Erkrankung ist bei uns entstanden“, erläutert Marc Fiedler.

 

Das St. Elisabeth-Hospital lässt sich das MRSA-Screening von 100 Prozent aller Patienten einiges kosten. Denn die rechtzeitige Entdeckung einer MRSA-Besiedlung hat ihren Preis. Um das Risiko von Infektionen und der Weiterverbreitung dieser Keime aber deutlich zu minimieren, leistet das Hospital gern diesen wichtigen Beitrag für die Gesundheit der Bevölkerung.

 

Höhere Ziele

„Eine solche nosokomiale Infektion verlängert für den betroffenen Patienten nicht nur den Aufenthalt im Krankenhaus. Einerseits erschweren sie die ursprüngliche Behandlung, andererseits benötigen sie eine eigene Therapie, mit einigen Nebenwirkungen.“, erläutert Marc Fiedler die Gründe für das stete Engagement des Hauses, das Problem schon – im wahrsten Sinne des Wortes – im Keim zu ersticken.

 

So macht sich das Team des St. Elisabeth-Hospitals auch auf EUREGIO Ebene stark. Erhalten hat es dafür bereits einmal das so genannte „EQ2-Siegel“, das für einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika steht.