Dienstag, 18.05.2010

Viele Risiken sind noch nicht allgemein bekannt: Rauchen führt zu Rheuma

Dr. Stefan Ewerbeck

Meerbusch-Lank. „Rauchen führt zu Rheuma“, Dr. Stefan Ewerbeck, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin/Rheumatologie am Rheinischen Rheuma-Zentrum in Meerbusch-Lank bringt es auf den Punkt. Stefan Ewerbeck weißt am Welt-Nichtrauchertag deutlich auf die Gefahr hin: „Eine Schachtel Zigaretten pro Tag verzehnfacht das Risiko, an einer rheumatischen Arthritis zu erkranken.“ Selbst nach zehn Jahren Nikotin-Abstinenz ist das Risiko noch doppelt so groß wie bei Nicht-Rauchern.

 

16 Millionen Menschen rauchen

In Deutschland raucht rund ein Drittel aller Erwachsenen, das sind ca. 16 Millionen Menschen. Noch mehr sind es bei Jugendlichen - dort raucht bereits jeder Fünfte.

 

Nun gibt es Krankheiten, Autoimmun-Erkrankungen genannt, bei denen das Immunsystem des Körpers eigenes Gewebe als Fremdkörper erkennt, der sofort bekämpft wird. Es kommt zu schweren Entzündungs-Reaktionen. Sie führen zu Schäden an den betroffenen Organen.

 

Zusammentreffen von erblichen und Umwelt-Faktoren

„Es wird seit langem vermutet, dass Autoimmun-Erkrankungen, wie auch die chronische Polyarthritis (rheumatoide Arthritis), aber auch andere Erkrankungen wie Spondarthritiden (entzündliche Rücken-erkrankungen), sowie Kollagenose (Bindegewebs-Erkrankungen), durch ein Zusammentreffen von genetischen Faktoren und äußeren Umweltfaktoren ausgelöst werden“, führt der Arzt aus.

 

Bei den genetischen Faktoren sind es überwiegend die so genannten Shared-Epitope-Gene (Gene, die eine Arthritis anzeigen), die verantwortlich sind für das erhöhte Risiko an einer rheumatischen Arthritis zu erkranken. Hat man eines dieser Gene von einem Elternteil geerbt, so verdoppelt sich das Risiko einer Erkrankung.

 

Bei der Suche nach Auslösern dieser entzündlich-rheumatischen Krankheitsbilder werden auch äußere Umweltfaktoren untersucht. Viele aktuelle Studien belegen, dass Raucher, und dabei vor allem Männer, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Rheuma zu erkranken.

 

Raucher brauchen stärkere Medikamente

„Nicht nur das Auftreten einer rheumabedingten Arthritis wird durch das Rauchen gefördert, Raucher brauchen auch stärkere Medikamente“, erläutert Stefan Ewerbeck die weiteren Probleme, die durch intensiven Nikotin-Genuss entstehen. Dass eine stärkere Medikamentendosis auch mit vermehrten unerwünschten Nebenwirkungen verbunden ist, wird schnell klar.

 

Eine neue dänische Studie belegt, dass das statistische Risiko, an einer rheumatischen Arthritis zu erkranken, bei Rauchern um 70 Prozent höher war als bei Nichtrauchern. Bei starken Rauchern war es sogar um 140 Prozent erhöht.

 

Schlechtere Behandlungs-Ergebnisse

Raucher zeigen darüber hinaus deutlich schlechtere Behandlungs-Ergebnisse. Diese sind fast um die Hälfte schlechter als bei Nichtrauchern.  Darüber hinaus treten bei drei Vierteln aller Raucher häufiger Rheumafaktoren im Blut auf.

 

Rauchen scheint aber auch das Auftreten von anderen entzündlich rheumatischen Erkrankungen zu fördern. Der Krankheitsverlauf scheint schwerer und beschleunigter zu sein als bei Nichtrauchern. Auch ist das Risiko, an einer Osteoporose zu erkranken, bei Rauchern deutlich erhöht.

 

Radikaler Verzicht auf Rauchen hilft

„Der Rauch einer Zigarette richtet nicht nur in der Lunge, sondern auch in verschiedenen anderen Organen erheblichen Schaden an“, führt Stefan Ewerbeck weiter aus. Es ist wissenschaftlich belegt, dass sowohl die Entstehung als auch ein schwerer Verlauf unterschiedlich rheumatischer Erkrankungen durch das Rauchen begünstigt wird.

 

Das persönliche Risiko kann lediglich durch den radikalen Verzicht auf Zigaretten minimiert werden - eine Einschränkung auf wenige Zigaretten pro Tag ändert nichts an dem erhöhten Risiko für Raucher. „Ein radikaler Verzicht aufs Rauchen kann den Krankheitsverlauf deutlich abschwächen, auch die Therapie-Möglichkeiten und Behandlungs-Ergebnisse verbessern sich“, macht Stefan Ewerbeck den Rauchern Mut, ihre Sucht aufzugeben.