Mittwoch, 17.09.2014

Dr. Thomas Pauly zu Arthroskopie: Rechtzeitige Gelenkspiegelung macht Sinn

Privat-Dozent Dr. Thomas Pauly

Meerbusch. Eine aktuelle Information der Bertelsmann-Stiftung verunsichert derzeit viele Patienten. Sie handelt davon, dass aktuelle Behandlungen bei Knieschmerzen, wie Arthroskopie (Gelenkspiegelung) oder Spritzen, häufig wirkungslos seien. Grund genug für Privat-Dozent Dr. Thomas Pauly, Chefarzt der Klinik für Orthopädische Chirurgie am Meerbuscher St. Elisabeth-Hospital Rheinisches Rheuma-Zentrum, dazu Stellung zu nehmen. „Diese Information kann man so nicht unkommentiert lassen“, erläutert Pauly. 

 

Meniskus ist notwendig, aber kein kaputter

„Als Meniskus bezeichnet man einen halbmondförmigen Faserknorpel im Kniegelenk. Da dieser stark belastet wird, tritt irgendwann ein Verschleiß ein, bis hin zum Riss. Die Folge ist eine Meniskusinstabilität. Das heißt, nicht nur Menschen, die berufsbedingt viel knien – Fliesenleger beispielsweise – oder Sportler mit vielen, harten Stopps wie Fuß- oder Handballspieler, sind von Meniskus-Problemen betroffen“, erläutert Thomas Pauly.

 

„Das Gelenk braucht prinzipiell einen Meniskus, aber ein beschädigter, instabiler Meniskusanteil schadet“, weiß der Chefarzt. Diese instabilen Anteile sollten frühestmöglich entfernt werden, bevor die durch die Instabilität bewirkten Scherkräfte den Gleitbelag des Gelenks (Knorpel) schädigen. Den bestmöglichen Behandlungserfolg hat man, wenn der Schaden noch nicht lange besteht, denn rückgängig machen kann man Defekte dieses Knorpelüberzugs nicht.

 

Bei einer Gelenkspiegelung werden instabile, eingerissene Teile entfernt und der Meniskus auf diese Weise wieder stabilisiert. „Wichtig ist, dass der Patient keine Wunder erwartet. Eine Arthroskopie bedeutet keine Runderneuerung des Gelenks“, so Thomas Pauly. Dennoch ist er von der Sinnhaftigkeit einer Spiegelung überzeugt: „Sie ist eine gute Möglichkeit, den Gelenkverschleiß zu verzögern.

 

Passt eigentlich nicht zusammen

Die Form der menschlichen Oberschenkelrolle ist eine andere (rund), als ihre „Verlängerung“, das Schienbein (flach). Um die Belastungsfläche der beiden, eigentlich in der Form nicht zueinander passenden Gelenkanteile zu vergrößern, hat die Natur den Meniskus zwischen die Gelenkpartner platziert. Die Geometrie der Gelenkpartner ist die Voraussetzung für den Bewegungsumfang des Gelenks, hat aber einen Preis: bei jeder Beuge- und Streckbewegung wird der Meniskus durch Scherkräfte beansprucht. Und: je höher das eigene Gewicht ist, desto größer die Belastung.

 

„Man nimmt es im Alltag nicht wahr, aber bei jedem Treppensteigen wirkt das sechs- bis achtfache des eigenen Körpergewichts auf das Knie ein“, merkt Thomas Pauly an.

 

„Was die Menisken täglich leisten, lässt sich mit einem ganz einfachen Bild darstellen: kein von Menschen geschaffenes Produkt hat eine derart lange Lebensdauer (manchmal 90, manchmal aber auch nur 40 Jahre), zumindest nicht ohne ständige Wartung“, macht Thomas Pauly deutlich.

 

Allerdings: liegt ein hohes Alter oder ein bereits hochgradiger Meniskusverschleiß vor, dann kann eine Operation keinen Vorteil mehr bringen. „In diesem Fall empfehle ich entsprechende Medikamente und umfangreiche Physiotherapie. So lassen sich die Schmerzen aushalten und der Patient kann einen künstlichen Gelenkersatz möglichst lange hinauszögern“, zeigt er auf.